Schwangerschaft und Geburt
Die Geburt
Der Mutterpass ist ein mehrseitiges, mit Schutzumschlag versehenes Dokument, das aussieht wie ein kleines Heft. Hierin trägt der Arzt alle Daten ein, die er in Zusammenhang mit der Schwangerschaft erhebt. Der Mutterpass wird vom Arzt ausgestellt und der werdenden Mutter ausgehändigt. Sie sollte ihn zu allen Untersuchungen - ob bei ihrem Frauenarzt, der Hebamme oder im Krankenhaus - mitbringen. Auch nach der Geburt sollten Sie den Pass aufbewahren. Die eingetragenen Daten und Befunde sind einerseits für eine erneute Schwangerschaft nützlich. Zudem ist das Heft so konzipiert, dass es Platz für die Dokumentation von insgesamt zwei Schwangerschaften lässt.
Nachfolgend finden sie den Mutterpass und die Bedeutung der Eintragungen Seite für Seite erklärt. Insbesondere die Abkürzungen bereiten medizinisch Unbewanderten oftmals Kopfzerbrechen. Sie sollen hier allgemeinverständlich erläutert werden.
In Geburtsvorbereitungskursen wird vor allem Wissen über die physischen und psychischen Abläufe während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett vermittelt. Ebenso sind mögliche Komplikationen der Geburt und deren Behandlung ein Thema. Zur Veranschaulichung stehen heute verschiedenen Medien zur Verfügung, z. B. eine große Bandbreite an Filmen, Broschüren, Büchern und Anschauungspuppen. Auch der Ablauf des so genannten Wochenbettes wird erklärt. Um die Angst vor der Geburt zu nehmen, werden Kreißsaal und Geräte dargestellt, eventuell auch besichtigt. Es werden verschiedene Gebärpositionen mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt.
Das hauptsächliche Ziel der Geburtsvorbereitung ist es, die Furcht vor der Geburt zu reduzieren. Damit will man der Anspannung entgegen wirken, die aus Angst vor Schmerz und dem Ungewissen entstehen kann. Man weiß heute, dass Verkrampfung und das ängstliche Hineinhorchen zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen können. Natürlich ist eine Geburt kein Spaziergang und immer mit Schmerzen verbunden. Ist die Frau jedoch mental und auch durch das Erlernen von Entspannungs- und Atemtechniken darauf vorbereitet, lassen sich diese in den meisten Fällen besser ertragen.
Mutterschutz
Der so genannte Mutterschutz umfasst einen Zeitraum von 6 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bis 8 Wochen nach der tatsächlichen Geburt des Kindes. Bei einer Frühgeburt verlängert sich die Schutzfrist nach der Geburt um den Zeitraum, um den sich die Mutterschutzfrist vor der Frühgeburt verkürzt hat. Bei Kindern mit einem Geburtsgewicht unter 2500 g und Mehrlingsgeburten verlängert sich diese Frist auf 12 Wochen.
In dieser Zeit ist die Frau von der Arbeit freigestellt, wobei in der Schutzfrist vor der Geburt auf ausdrücklichen Wunsch der Schwangeren hin die jederzeit widerrufbare Möglichkeit besteht, beschäftigt zu werden. In der Schutzfrist im Anschluss an die Geburt gilt ein absolutes Beschäftigungsverbot, d. h. der Arbeitgeber darf in dieser Zeit keine Frau beschäftigen. Die Frau ist verpflichtet, dem Arbeitgeber eine ärztliche Bescheinigung über den Geburtstermin vorzulegen.
Jede Frau in Deutschland unterliegt mit Feststellung der Schwangerschaft dem Mutterschaftsgesetz. In diesem Gesetz wird u. a. geregelt, wie die Arbeitsbedingungen für schwangere Frauen auszusehen haben. Der Mutterschutz stellt also einen Arbeitsschutz für werdende und stillende Mütter einschließlich der Wöchnerinnen dar. So dürfen werdende Mütter nicht beschäftigt werden, wenn ein Arzt feststellt, dass das Leben oder die Gesundheit von Mutter und/oder Kind bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet sind. Generell dürfen Schwangere keine schweren körperlichen Arbeiten durchführen oder gesundheitsgefährdenden Einwirkungen ausgesetzt werden. Akkord-, Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Mehrarbeit sind nicht erlaubt.
Außerdem gilt während der Schwangerschaft ein besonderer Kündigungsschutz bis 4 Monate nach der Entbindung. Dieser wird durch das Einreichen der Elternzeit um einen besonderen Kündigungsschutz in der Elternzeit abgelöst.
Die so genannte Elternzeit wird spätestens 8 Wochen nach der Geburt beim Arbeitgeber beantragt und kann maximal 3 Jahre betragen. Sie kann von Mann und Frau gleichermaßen in Anspruch genommen werden. In dieser Zeit gelten bestimmte Regelungen. Genaue Informationen finden Sie in der Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zum Beispiel besteht während der Elternzeit das Recht auf eine Beschäftigung beim eigenen Arbeitgeber ab beantragten 16 bis zu maximal 30 Wochenstunden.
Nützliche Informationen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
<link file:481>Mutterschutzgesetz - Leitfaden zum Mutterschutz
<link file:482>Elterngeld und Elternzeit
Als Geburt bezeichnet man den Ausstoß des Kindes aus der Gebärmutter. Dem Beginn der Geburt gehen bestimmte Geburtsanzeichen voraus. Für einen nahen Geburtsbeginn sprechen:
- Abgehen des Schleimpfropfes vom Gebärmutterhals
- Blutung
- Abgang von Fruchtwasser (entweder im Schwall oder tröpfchenweise)
Setzen regelmäßige Wehen ein, spricht man vom Geburtsbeginn. Treten die Wehen alle 5 bis 10 Minuten auf, sollte die werdende Mutter die Einrichtung aufsuchen, in der sie ihr Kind auf die Welt bringen möchte.
Eine normale Geburt dauert zwischen 4 und 18 Stunden und verläuft in 3 Phasen:
- Eröffnungsperiode
- Austreibungsperiode mit Pressphase
- Nachgeburtsperiode
EröffnungsperiodeDie Eröffnungsperiode zeichnet sich durch den Beginn regelmäßiger (alle 3 bis 6 Minuten) Wehen aus, welche die Öffnung des Muttermundes bewirken. Das Schmerzempfinden ist individuell sehr unterschiedlich; daher werden auch die Eröffnungswehen unterschiedlich stark schmerzhaft erlebt.
Die Wehen sind koordinierte Kontraktionen der Gebärmutter und werden durch das Hormon Oxytocin gesteuert. Durch die Wehen zieht sich das Muskelgewebe des oberen Gebärmutterhalses immer mehr zusammen, da sich die Muskeln in der Wehenpause nicht wieder auf die ursprüngliche Länge ausdehnen. Diese Kontraktion bewirkt, dass sich die unteren Teile der Gebärmutter immer weiter zurückziehen (Retraktion) und der Muttermund sich öffnet. Der Kopf des Kindes tritt tiefer und Gebärmutterhals (Zervix) und Vagina formen sich zu einem Trichter. Der Gebärmutterhals entfaltet sich (Dilatation) und die Fruchtblase wölbt sich vor. Die Phase endet mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes auf etwa 10cm.
Die Eröffnungsphase dauert bei Erstgebärenden zwischen 10 und 12 Stunden, bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben (Mehrgebärende) verkürzt sie sich meist auf 6 bis 8 Stunden. Die Zeiten sind aber sehr variabel, viele Frauen empfinden auch die noch unregelmäßigen Wehen als Eröffnungswehen.
Austreibungsperiode
Ist der Muttermund vollständig geöffnet, schließt sich die Austreibungsperiode an. In dieser Phase springt die Fruchtblase, d. h. sie platzt, der so genannte Blasensprung, und das Kind rutscht in den Geburtskanal. Jetzt wird vermehrt das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, was wiederum zu verstärkten Kontraktionen führt. Dieses Übergangsstadium wird meist als der anstrengendste Geburtsabschnitt erlebt.
Die Austreibungsperiode wird in eine frühe Austreibungsphase und eine Pressphase unterteilt. Die frühe Phase dauert bei Erstgebärenden bis zu maximal 2 Stunden, bei Zweitgebärenden bis zu einer Stunde, kann aber auch deutlich kürzer sein.
Die Austreibungsphase beginnt mit dem Eintreten des Kindes in den Beckeneingang. Das Kind vollzieht dann eine Drehung des Kopfes, um - auf dem Weg des geringsten Widerstandes - tiefer in den Geburtskanal zu gelangen. Die letzten Wehen werden als Presswehen bezeichnet. Die Pressphase dauert bei Erstgebärenden in der Regel 30 bis 40 Minuten, bei Zweitgebärenden verkürzt sie sich meist auf 20 bis 30 Minuten. Der Druck, der in der Pressphase durch den Kopf des Kindes auf den Enddarm entsteht, bewirkt bei der Schwangeren natürlicherweise einen Drang zu Pressen. Dieser Drang ist so reflexartig, dass sie sich schwer dagegen wehren kann.
Pressphase
Viele Frauen empfinden es jetzt auch als erleichternd, die Geburt durch aktives Pressen zu unterstützen. Das Köpfchen des Kindes sollte jedoch möglichst bis auf den Beckenboden herunterkommen, bevor die Frau dann - unter Anleitung der Hebamme - zu pressen beginnt. Denn je tiefer der Kopf steht, desto kürzer ist der Weg bis zum Austritt. Das reduziert die Anstrengung der Gebärenden durch allzu viele kraftraubende Presswehen. Zudem sollte die eigentliche Pressphase nicht länger als 30 Minuten dauern, da der Stress für das Kind sonst sehr groß wird. Neuen Studien zufolge scheint das aktive Pressen jedoch keine großen Vorteile zu bringen. Zwar wird die Geburt um durchschnittlich 13 Minuten verkürzt, die Neugeborenen zeigten aber keine besseren Apgar-Werte. Außerdem scheint das aktive Pressen die Wahrscheinlichkeit für eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und Harninkontinenz zu erhöhen.
Die Schwangere sollte, wie während der ganzen Geburt, auch in der Pressphase die Möglichkeit haben, sich nach ihren Bedürfnissen zu drehen oder zu bewegen. Optimal ist es allerdings, die Beine an den Körper zu ziehen, um so dem Kopf des Kindes den Durchtritt zu erleichtern. Hebamme oder Arzt wissen, wann der beste Zeitpunkt ist, tief Luft zu holen, die Luft anzuhalten und mitzupressen. Machen Sie sich deren Erfahrung zu Nutze, indem Sie versuchen, den Anweisungen - soweit es geht - zu folgen.
Während der Pressphase kommt es übrigens tatsächlich häufig zum Stuhlgang. Viele Schwangere möchten das nicht und nutzen daher vor dem Geburtsbeginn die Möglichkeit eines Einlaufs zur Darmentleerung. Dagegen spricht sicher nichts, da dies auch die Wehentätigkeit unterstützt und dem Kind Platz macht. Doch sollten Sie auch bedenken, dass dies ein natürlicher Vorgang ist und von den Geburtshelfern, die zudem täglich mit den Vorgängen um die Geburt herum beschäftigt sind, auch so betrachtet wird. Es besteht also kein Grund, sich dafür zu schämen.
Der Kopf erscheint
In der letzten Phase wird das Kind zur Seite gebogen (Deflexion) und mit dem Kopf voran geboren. Den Durchtritt des Kopfes durch den Damm nennt man „Durchschneiden". Hierbei sollte ein ausreichender Dammschutz und evtl. ein Schnitt durch den Arzt erfolgen. Der Dammschnitt wird erforderlich, wenn die mütterlichen Weichteile durch den Kopf so sehr gedehnt werden, dass sie einzureißen drohen. Wird ein Dammschnitt auf der Höhe der schmerzhaften Wehen durchgeführt, nimmt die Frau den Schnittschmerz meist nicht wahr. Bei der nächsten Wehe erfolgt die Geburt des Kindskörpers nach der Rückdrehung. Das heißt, der Geburtshelfer wird den Kopf, wenn er geboren ist, vorsichtig drehen und senken, sodass die vordere Schulter durchtreten kann. Der Rest des Kindes folgt dann meist problemlos und schnell. In manchen Kliniken (oder auf Wunsch der Mutter) wird das Kind jetzt direkt auf den Bauch der Mutter gelegt, um ihr den ersten Kontakt zu ermöglichen.
Nachgeburtsperiode
Im Anschluss an die Geburt folgt die Nachgeburtsperiode, nach deren Beendigung die Entbundene Wöchnerin heißt. Eine Geburt ist erst mit der vollständigen Ablösung der Plazenta beendet. Die Plazentageburt oder Nachgeburt erfolgt im Regelfall nach 10 bis 30 Minuten. Dieser Vorgang, einschließlich der Untersuchung der gelösten Plazenta, bedarf wegen möglicher Komplikationen großer Sorgfalt.
Der Mutterkuchen wird auf Vollständigkeit untersucht, da in der Gebärmutter verbleibende Reste unter Umständen zu stärkeren Blutungen, Infektionen oder Wucherungen führen können. Fehlen in der Nachgeburt Zotten oder Eihäute, wird aus diesem Grund unter kurzer Narkose eine Ausschabung (Kürettage) vorgenommen.
Im Anschluss an die Nachgeburt werden mögliche Dammrisse oder ein eventuell durchgeführter Dammschnitt nach lokaler Betäubung genäht. Währenddessen wird das Kind gereinigt und angezogen. Sind Mutter und Kind versorgt, ist es für die Geburtshelfer an der Zeit, sich zurückzuziehen und Eltern und Kind den Raum zu geben, sich in Ruhe kennen zu lernen.
- Allgemeine Informationen zum Kaiserschnitt
- Die Operation
- Wie geht es weiter?
- Das Risiko
- Die Auswirkungen
- Mythen über den Kaiserschnitt
- Buchempfehlungen
Allgemeines
Der Kaiserschnitt, (lateinisch Sectio caesarea, manchmal auch nur kurz „Sectio" genannt) ist eine operative Methode, ein Kind auf die Welt zu holen. Das Baby geht dabei nicht den natürlichen Geburtsweg durch die Scheide der Mutter, sondern wird mittels Bauchschnitt durch einen Arzt aus der Gebärmutter geholt. In Deutschland werden ca. 20% der Kinder durch einen Kaiserschnitt geboren. Dies kann unterschiedliche Gründe haben.
Zum einen können schon einige Zeit vor dem Geburtstermin Gründe dafür sprechen, ein Kind durch einen geplanten Kaiserschnitt zur Welt zu bringen. Beispielsweise wenn die normale Geburt wegen einem Missverhältnis des Beckens und der Kindsgröße unwahrscheinlich ist bzw. Komplikationen erwarten lässt. Auch bei Rhesusfaktor-Unverträglichkeit, Zwillingsgeburten oder vorzeitigem Blasensprung (Gefahr von aufsteigenden Infektionen, die das Kind gefährden) wird heutzutage ein Kaiserschnitt wahrscheinlich. Bei schweren Erkrankungen der Mutter, vorausgegangenen Operationen an der Gebärmutter, einer vorliegenden HIV-Infektion (bei der das Kind sich bei der Geburt anstecken könnte) oder einer vor dem Muttermund liegenden Plazenta (Plazenta praevia) ist ein Kaiserschnitt unumgänglich.
Auf Seiten des Kindes kann für einen Kaiserschnitt sprechen: geringes Geburtsgewicht (z. B. durch Frühgeburt), eine Erkrankung des Ungeborenen oder eine Lage, die eine Geburt auf natürlichem Weg unmöglich macht. Umstritten ist, ob eine Beckenendlage ein Grund für einen Kaiserschnitt ist. Eine äußere Wendung in der 37. oder 38. Schwangerschaftswoche oder andere alternative Methoden sollten können zunächst versucht werden.
Ein Kaiserschnitt kann entweder vor Beginnen der tatsächlichen Geburtstätigkeit oder während der laufenden Geburt durchgeführt werden, wenn eine Situation auftritt, in der das Leben des Kindes oder der Mutter gefährdet ist und die Geburt schnellstmöglich durchgeführt werden muss. Gründe sind z. B. ein Geburtsstillstand, völlige Erschöpfung oder mangelnde Kooperation der Mutter oder Komplikationen im Geburtsverlauf (beispielsweise ein Riss der Gebärmutter oder eine vorzeitige Ablösung der Plazenta, Fieber der Mutter). Beim Kind sind konstant abfallende Herztöne, das Einklemmen der Nabelschnur und damit verbundener Gefahr des Sauerstoffmangels für das Kind oder eine Lage, die den Eintritt in den Geburtskanal unmöglich machen, Gründe, sich für einen Kaiserschnitt „in letzter Minute" zu entscheiden.
Der Begriff des Notfall-Kaiserschnitts bezieht sich auf die Dringlichkeit, mit der der Eingriff durchgeführt werden muss, um das Leben von Mutter oder Kind zu schützen. Gründe für einen Notfallkaiserschnitt können sein:
- schwangerschaftsbedingte schwere Erkrankung der Mutter (z. B. Eklampsie, HELLP-Syndrom),
- vorzeitige Plazentalösung oder
- anhaltender Abfall der kindlichen Herztöne.
Die Operation
Der operative Eingriff dauert bis zu einer Stunde, die Mutter wird dazu entweder in Vollnarkose (nur bei Zeitnot) gelegt oder es wird eine Regionalanästhesie (Spinal- oder Peridualanästhesie PDA) vorgenommen, nach der die Frau schneller wieder zu Bewusstsein gelangt und ihr Kind schon kurz nach dem Eingriff kennen lernen kann.
Wenn die Frau unter Vollnarkose ist oder durch lokale Betäubung bei vollem Bewusstsein jedoch ohne Schmerzempfindung, wird mit der Operation begonnen. Eventuell ist eine Schamhaarrasur notwendig. Der Schnitt erfolgt horizontal und in der „Bikinizone", das heißt, die Narbe wird später auch beim Tragen eines Bikinis nicht zu sehen sein. Die Bauchdecke wird Schicht für Schicht eröffnet. Als letztes wird die Uterusmuskulatur aufgeschnitten und das Baby herausgeholt. Das Neugeborene wird in die Hand einer Kinderkrankenschwester gegeben. Der Operateur wird nun die einzelnen Schichten wieder vernähen, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Die äußeren Wundränder werden geklammert.
Verbreitet ist auch der so genannte Kaiserschnitt nach „Misgav-Ladach", einer sanfteren Methode, die nach einem israelischen Krankenhaus benannt wurde. Hierbei wird die Bauchdecke nicht komplett aufgeschnitten sondern teilweise stumpf eröffnet (gerissen und gedehnt). Es werden dann nur solche Gewebeschichten vernäht, für die das unbedingt erforderlich ist. Durch die so entstandenen Wundränder heilt die Wunde schneller und komplikationsärmer und ist mit weniger Wundschmerz verbunden. Weitere Vorteile für die Patientinnen sind: sie werden schneller wieder mobil und können normal essen. Diese Methode kann auch bei weiteren Kaiserschnitten durchgeführt werden.
Wie geht es weiter?
Nach einem Kaiserschnitt wird die Mutter zunächst noch etwa 2 Stunden im Kreißsaal überwacht. Der frischgebackene Vater ist in dieser Zeit besonders gefragt. Er kann das Baby auf seine Brust legen, wenn die Mutter dazu noch nicht in der Lage ist und sich um das kleine Wesen kümmern, ihm das Gefühl geben, dass jemand für es da ist.
Ist die Frau bereits wach, sollte sie diese Zeit ebenfalls für eine erste Kontaktaufnahme mit dem Neugeborenen nutzen. Wenn die Mutter stillen möchte, kann sie das Kind anlegen. Auch wenn das Baby später nicht gestillt werden soll, ist es übrigens sehr empfehlenswert, ihm diese erste „Vormilch" zu geben. Sie enthält viele kostbare Stoffe, Antikörper für seine Abwehr und ist die beste Nahrung, die es im Moment verdauen kann. Der richtige Milcheinschuss in die Brust findet erst etwa am dritten Tag nach der Geburt statt.
Nach der Zeit im Kreißsaal wird die Mutter in die Wochenbettstation gebracht und kann in ein normales Bett wechseln. Die Zeit, die eine Frau benötigt, um wieder auf die Beine zu kommen ist unterschiedlich. Meist wird sich die Patientin nach ungefähr einer Woche (4 bis 8 Tage) so fit fühlen, dass sie das Krankenhaus verlassen kann. Es ist sinnvoll, dass sich in der ersten Zeit noch eine weitere Person bereithält, um der frisch gebackenen Mutter zur Seite zu stehen.
Die Gebärmutter bildet sich nach einem Kaiserschnitt etwas langsamer zurück als nach einer natürlichen Geburt. Der Wochenfluss ist etwas geringer, dauert dafür aber ein wenig länger. Mit der Rückbildungsgymnastik sollte nicht vor Ablauf von 4 bis 6 Wochen begonnen werden.
Das Risiko
Nach wie vor ist der Kaiserschnitt ein operativer Eingriff, der immer mit den entsprechenden - wenn auch minimierten - Risiken verbunden ist. Frauen sind bei einem Kaiserschnitt einem dreimal höheren Risiko ausgesetzt, bei der Geburt zu sterben, als bei einer natürlichen Geburt. Doch das Risiko an einem Kaiserschnitt zu sterben war noch nie so gering wie heute. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass die Müttersterblichkeit bei Kaiserschnitt in Deutschland um die 0,04 Promille (eine von 25.000 Frauen) beträgt. Das Risiko bei einem Notfalleingriff liegt deutlich höher als bei einem geplantem Kaiserschnitt.
Die Auswirkungen
Ein Kind ohne Schmerzen auf die Welt zu bringen haben bisher nur wenige Frauen geschafft. Da macht auch der Kaiserschnitt keine Ausnahme. Die Hoffnung, die Frau könne sich damit den Geburtsschmerz ersparen, wird leider durch die Schmerzen des Bauchschnitts nach der OP getrübt. Die Wunde ist zwar heutzutage nicht allzu groß, der Schnitt geht jedoch durch mehrere Gewebeschichten und braucht einfach Zeit, um zu heilen. Mütter, die auf natürlichem Wege gebären, sind meist deutlich schneller wieder auf den Beinen und können sich so besser auf ihr Neugeborenes konzentrieren als Frauen nach einem Kaiserschnitt. Doch das kann sich ja meist keine Frau aussuchen. In erster Linie geht es bei dem Eingriff um die Sicherheit und Gesundheit für Mutter und Kind.
Nach einem Kaiserschnitt benötigt die Patientin Hilfe und Schonung und sie wird voraussichtlich etwas länger im Krankenhaus verbleiben als eine natürlich Gebärende - im Schnitt etwa eine Woche. Schmerzmittel, die unproblematisch hinsichtlich des Stillens sind, stehen heute zur Verfügung. Das Aufstehen bereits kurz nach dem Eingriff ist jedoch - auch wenn es schmerzhaft ist - unumgänglich. Denn das Risiko, eine Embolie zu erleiden, ist deutlich erhöht und für einen Teil der erhöhten Sterblichkeit nach einem Kaiserschnitt verantwortlich. Der Kreislauf und die Muskulatur müssen daher so schnell wie möglich wieder in Gang gebracht werden, sodass der Blutrückfluss aus den Beinen gut funktionieren kann.
Die Narbe des Schnittes verheilt meist problemlos. Zunächst mag sie noch wulstig und rot sein, sie verblasst jedoch mit der Zeit und ist dann nur noch als feiner Strich erkennbar. Frauen, die auf natürliche Weise entbinden, haben nach der Geburt oft Probleme mit dem Beckenboden, einem Dammschnitt oder traumatische Geburtserlebnisse zu verkraften. Dies belastet die Mutter nach einem Kaiserschnitt nicht. Dagegen wird von vielen Kaiserschnittgebärenden - vor allem nach einem nicht geplanten Kaiserschnitt - berichtet, dass sie einige Zeit brauchten, um den Eingriff psychisch zu verarbeiten. Manche Mütter fühlen sich um das Geburtserlebnis betrogen oder schuldig, es nicht normal „geschafft" zu haben. Auch die Erfahrung, sich nicht sofort selbst um das Kind kümmern zu können, macht einigen Frauen zu schaffen.
Eine Kaiserschnittgeburt unterscheidet sich nicht nur in den Auswirkungen auf die Mutter; bei Kaiserschnittkindern können Probleme auftreten, die natürlich geborene Kinder weniger (nicht) haben. Sie leiden häufiger unter Atemproblemen, da das Fruchtwasser nicht vollständig aus den Lungen gepresst werden konnte, wie das bei der Passage durch den engen Geburtskanal der Fall ist.
Es wird zudem vermutet, dass eine Tränenwegs-Stenose bei Kindern, die durch eine Sectio zur Welt kommen, häufiger auftritt. Auch hier könnte der Druck, der auf das Kind entsteht, wenn es durch den Geburtskanal gepresst wird, entscheidend sein. Möglicherweise wird bei der Schnittentbindung ein Häutchen im Tränenweg nicht wie vorgesehen gesprengt.
Mythen über den Kaiserschnitt
In den letzten zehn Jahren hat sich die Kaiserschnittrate deutlich erhöht (von 17 auf 27%). Dieser Anstieg, nahm man an, wäre die Folge einer steigenden Anzahl von Wunschkaiserschnitten. Dies ist in einigen Ländern wie beispielsweise in höheren Kreisen in Brasilien tatsächlich üblich. Doch eine aktuelle Studie (GEK Kaiserschnittstudie; Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen; veröffentlicht am 26. April 2006) hat das für deutsche Frauen nicht bestätigt. Im Gegenteil: Nur etwa 3% der Frauen wünschen sich demnach einen Kaiserschnitt. Und fast 90% der Frauen, die eine Kaiserschnitt-Geburt hinter sich haben, sind der Ansicht, dass dieser tatsächlich nur im Notfall durchgeführt werden sollte.
Hat eine Frau ein Kind durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht, muss nicht zwangsläufig jede weitere Geburt ebenfalls mit einem Kaiserschnitt enden. Die Gebärmutter wird heute mit einem horizontalen (waagrechten) Schnitt eröffnet, nur noch in seltenen Fällen mit einem senkrechten Bauchschnitt. Das mindert das Risiko eines Gebärmutterrisses in einer Folgeschwangerschaft bzw. unter den Belastungen einer vaginalen Geburt. Gegenüber einer vorangegangenen natürlichen Geburt ist dieses Risiko zwar erhöht, jedoch tragbar, sodass der Frau bei einem ansonsten unkomplizierten Verlauf frei steht, die nächste Geburt auf normalem Wege zu versuchen. Wird ein zweiter Kaiserschnitt (lat.: Re-Sectio) durchgeführt, besteht die Möglichkeit, die alte Narbe auszuschneiden, sodass später nur eine Narbe zurückbleibt.
Wurden jedoch bei einer Frau mehrere Kaiserschnitte durchgeführt, steigt die Gefahr einer Komplikation (Riss der Narbe in der Gebärmutter, Verwachsungen des Narbengewebes). Das Stillen nach einem Kaiserschnitt ist nicht beeinträchtigt, es kann aber sein, dass der Milcheinschuss etwas länger auf sich warten lässt. Man rechnet damit, dass er etwa um einen Tag verzögert (also nicht am 3. sondern eher am 4. Tag) eintritt. Wurde die Frau mittels PDA operiert, kann das Kind bald nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden was auch für das Bonding (den frühen Aufbau der Beziehung zw. Mutter und Kind) von Vorteil ist.
Buchempfehlungen
Mein Baby kommt per Kaiserschnitt
Autor: Petra und Ulrich Büscher
Verlag: Trias, 2001
ISBN: 3-89373-632-8
Kaiserschnitt und Kaiserschnittmütter
Autor: Brigitte R. Meissner
Verlag: Meissner Verlag, 2003
ISBN: 3-9522246-2-6
Kaiserschnitt. Wie Narben an Bauch und Seele heilen können
Autor: Theresia Maria de Jong, Gabriele Kemmler
Verlag: Kösel, 2003
ISBN: 3466344611
Das große Kaiserschnitt-Fotobuch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht"
ist ein umfassender Ratgeber für alle Frauen und (Kaiserschnitt-) Mütter.
Alle Informationen unter <link http: www.kaiserschnittbuch.de _blank>www.kaiserschnittbuch.de
Für die Schmerzlinderung unter der Geburt stehen heute mehrere Optionen zur Verfügung. Gebärende, die das wünschen, können einerseits während der Geburt intravenös ein Schmerzmittel bekommen. Auch Lachgas (Distickstoffmonoxid), über eine Atemmaske während der Austreibungsphase verabreicht, wird in manchen Kliniken noch verwendet. Beides beeinträchtigt kurzzeitig jedoch das Bewusstsein der Mutter und geht auch auf das Kind über. Deshalb müssen diese Methoden mit Bedacht zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden.
Zum anderen besteht bereits vor der Geburt die Möglichkeit, lokal wirkende Mittel einzusetzen wie etwa eine Periduralanästhesie (PDA) (auch Epiduralanaästhesie (EDA)), eine Spinalanästhäsie oder einen Pudendusblock.
Die Periduralanästhesie (PDA)
Bei einer PDA wird über einen Katheder ein schmerzstillendes Medikament in den Zwischenraum der Wirbel und des Rückenmarkkanals eingebracht. Die Wirkung setzt nach ca. 15 bis 20 Minuten ein. Da der Katheder - einmal gelegt - an Ort und Stelle verbleibt, kann im Verlauf der Geburt nach Bedarf das Medikament in Zeitabständen erneut eingeleitet werden. Es wird meist so nachdosiert, dass die Wirkung des Medikaments zwei Stunden nach der Geburt nachlässt. Muss jedoch ein ungeplanter Kaiserschnitt durchgeführt werden, kann die Dosis so weit erhöht werden, dass keine weitere Narkose mehr notwendig ist und die Gebärende ohne große weitere Vorbereitungen direkt in den OP gefahren werden kann.
Gelegt wird der Katheder im Wirbelsäulenbereich zu Beginn der Geburt. Der Muttermund sollte möglichst bereits 5 cm geöffnet sein. Eine PDA im späteren Verlauf ist problematisch, da die Mutter zum Einführen des Katheders einige Minuten mit gebeugtem Rücken ruhig halten muss. Machen sich die Wehen schon in kurzen Abständen und mit heftigen Schmerzen bemerkbar, kann sich dies als schwierig bis unmöglich erweisen.
Als Nebenwirkung einer PDA kann es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall kommen. Vorsorglich kann die Blutmenge durch Infusion vor Einleiten des Schmerzmedikamentes erhöht werden (um ca. 500 bis 1000 ml).
Ein Nachteil der PDA ist, dass die Frau ihre Blasenfunktion nicht mehr willkürlich steuern kann und zusätzlich ein Blasenkatheder gelegt werden muss.
Die Spinalanästhesie
Dieses Verfahren ist der PDA ähnlich. Es wird jedoch direkt in den Rückenmarkskanal gespritzt und die Nadel danach wieder entfernt. Dies hat den Vorteil, dass die schmerzstillende Wirkung sehr schnell eintritt. Angewandt wird die Methode, wenn am Anfang der Geburt keine PDA gelegt wurde und die Schmerzen in der Endphase der Geburt noch gelindert werden sollen oder ein Notkaiserschnitt unabdingbar wird und schnell durchgeführt werden muss. Die Mutter bleibt bei Bewusstsein - auch während des Kaiserschnitts - und kann so ihr Kind hören und sofort in Empfang nehmen.
Als Nebenwirkung wird von manchen Frauen von Kopfschmerzen nach der Geburt berichtet, was sich jedoch mit der Verwendung immer feinerer Spinalnadeln verringert hat.
Der Pudendusblock
Bei dieser Methode wird ein Betäubungsmittel in den Bereich des Sitzhöckers gespritzt und die Schmerzweiterleitung im Dammgewebe und dem äußerem Genital „geblockt". Der Pudendusblock wird vor allem im späten Geburtsverlauf angewandt. Die medikamentöse Wirkung geht nicht auf das Kind über.